MühlradlIn der Stadthalle fand der Festabend zum Jubiläum des Trachtenvereins Kirchheim statt. Ein ansprechendes Programm mit Bilderschau, Ansprachen, Tänzen und Musik war die feierliche Kulisse zum 100-jährigen Geburtstag.

Kirchheim. Mit einem Bilderrückblick unter dem Motto „Damals und heute“ ließ der Veranstalter das Geschehen Revue passieren. Vorsitzender Ernst Hummel hob in seiner Rede hervor, dass Arbeitslosigkeit und Not in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg Menschen aus Bayern gezwungen hätten, ihre Heimat zu verlassen und Arbeit in anderen Regionen zu suchen. Darum sei ein Teil dieser Menschen am Fuße der Alb gelandet.

Der Gedanke, heimatlichen Tanz und Gesang zu pflegen, aber auch die heimische Tracht zu erhalten und zu tragen, gab den Anstoß für einen Zusammenschluss. Deshalb wurde im Jahr 1912 in Kirchheim der Bayernverein „Bavaria“ gegründet. Dessen stetiger Fortentwicklung sei bei der letzten Umbenennung im Jahr 1964 in „Trachtenverein Kirchheim unter Teck“ Rechnung getragen worden, so Hummel. Kirchheim könne stolz auf diesen Kulturträger sein. Der Vorsitzende schloss mit den Worten: „Treu dem guten alten Brauch“.

Bürgermeister Günter Riemer gratulierte für die Stadt Kirchheim und sparte in seiner Ansprache an das „liebe Geburtstagskind“ nicht mit Lob. Das Maibaumstellen sei immer ein Höhepunkt im Jahr, so der Bürgermeister.

Gekonnt und informativ führten Oliver Lehnert und Gudrun Lorenz durchs Programm. Die Moderatoren erläuterten die Tänze. Den Reigen der Vorführungen eröffnete die Trachtenjugend Esslingen mit den Tänzen „Müller“ und „Madeleine“.

Sodann präsentierte sich der Trachtenverein mit seinen vier Gruppen. Die Volkstanzgruppe in Kirchheimer Schäfertracht brillierte mit dem „Eckerischen“, einem traditionellen Tanz. Die Goislschnalzer, verstärkt durch den Reichenbacher Patenverein, gefielen mit der Holzhacker-Melodie. Beim Schnalzen handelt es sich um eine alte Tradition der Fuhrmänner, die ihre Peitschen zum Knallen brachten. In Miesbacher Tracht führte dann die Gebirgstrachtengruppe den „Sterntanz“ auf, während die Glockenspielgruppe den „Schneewalzer“, das „Kufsteinlied“ und „Wenn wir erklimmen“ intonierte. Die Glockenspieler unter der Leitung von Jürgen Haug errangen jüngst einen dritten Platz beim Ehrenamtspreis des Teckboten und der Kreissparkasse.

Bevor der Erste Vorsitzende Gunter Dlabal von Südwestdeutschen Gauverband referierte, gab die Trachtenjugend zwei weitere Tänze zum Besten. Schon früher sei Integration kein Fremdwort gewesen, sagte Dlabal im Blick auf die Vereinsgeschichte. Heutzutage verkörpere der Trachtenverein ein Stück Heimat, das „nicht im Museum stehe“. Diese Volkskultur habe bereits nach Osteuropa gewirkt, als der Eiserne Vorhang den Menschen dort noch die Freizügigkeit verwehrte. Für besondere Verdienste konnte Dlabal die ehrenamtlich Tätigen Christine Russ­egger, Doris Schmid, Sibylle Schuster, Angelika Hummel, Jens Diesing und Dirk Diesing mit der silbernen sowie Klaus Schmid und Ernst Hummel mit der goldenen Ehrennadel des Verbands auszeichnen.

Ein schönes Präsent hielt der Patenverein „Filstaler Reichenbach“ parat. Dessen Vorsitzender Hermann Greiner hatte ein Fahnenband mitgebracht. Mit ihrem „Mischwaldtanz“ und dem „Chiemgauer Dreher“ wussten die Gäste zu gefallen. Dass Tanzen auch immer Gemeinschaft bedeutet, wurde durch verschiedene Formationen des Gaus demonstriert. Sowohl die Gautänzer als auch die Gauplattler traten auf. Es war beeindruckend, wie gekonnt sich die in schönsten Trachten Gewandeten auf der Tanzfläche bewegten. Der mit Beifallsstürmen bedachte Höhepunkt war das „Mühlradl“. Danach lud die Musikband „Aspach-Buam“ alle im Saal zum Tanzen ein.

„Die Tracht lebt“

Als Geburtstagsgeschenk an den Trachtenverein Kirchheim, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, gibt es eine Ausstellung des Südwestdeutschen Gauverbandes der Heimat- und Trachtenvereine in der Kreissparkasse Kirchheim. Dort können Festtagsgewänder aus allen schwäbischen Regionen betrachtet werden.

die Tracht lebt

Kirchheim. Die Begrüßung durch Jürgen Vohrer von der Kreissparkasse zeigte auf, dass der Platz für die liebevoll zusammengetragenen Trachten gut gewählt wurde. Die Tracht der Ostalb ist ebenso dabei wie die aus dem Neckartal und aus Hohenlohe, und selbst Gebirgstrachten aus Bayern, die auch sehr oft in Baden-Württemberg getragen werden, sind zu sehen. Jürgen Vohrer wusste zu berichten, dass die Glockenspielgruppe des Trachtenvereins just im hundertsten Jahr für den Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und des Teckboten nominiert ist.

Gauvorsitzender Gunter Dlabal eröffnete im Beisein vieler Trachtenträger die Ausstellung und gab seiner Freude Ausdruck, dass diese meist originalgetreuen Rekonstruktionen bei der Kreissparkasse ein Dach über dem Kopf erhielten. Ob evangelisch oder katholisch, ob verheiratet oder ledig, ob reich oder arm, ob Alltag oder Sonntag, all das lässt sich an den Trachten ablesen. Von der Kopfbedeckung bis hin zu den Schuhen sind zum Teil auch modische Einflüsse des spanischen und französischen Hofes erkennbar. Verwegen und schwungvoll sind die „Wolkenschieber“ genannten Männerhüte der Hohenloher Tracht, bezaubernd der Schmuck, der dazu getragen wird, insbesondere Halsbänder und Miederschnürungen. Klar wird auch, dass ein Knopf viel mehr ist als eine Befestigungshilfe.

„Tracht lebt“ und „Sitt und Tracht der Alten, wollen wir erhalten“, erklärte der Erste Vorsitzende des Trachtenvereins Kirchheim, Ernst Hummel, in seiner kurzen Ansprache. Mit der Präsentation in der Kreissparkasse, die noch bis zum 15. Oktober besichtigt werden kann, erinnert er an die kultur- und sozialgeschichtlichen Aspekte dieser besonderen Kleiderform. ah

25 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Kirchheim und Kalosca

Seit 25 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen Kirchheim und Kalosca. Garniert mit Reden, in denen der europäische Gedanken die Hauptrolle spielte, einigen Geschenken und etwas Folklore feierte die Stadt mit ihren ungarischen Gästen aus Kalocsa das Jubiläum auf dem Martinskirchplatz.

Monika Riemer

Kalosca Buchstäblich frischen Wind und bunte Farben brachten die ungarischen Gäste am Samstag in die Kirchheimer Fußgängerzone.
Foto: Markus Brändli

Kirchheim. Am 5. Mai 1990, dem Europatag, begründeten das ungarische Kalocsa und das schwäbische Kirchheim ihre Städtepartnerschaft. Damals gab es den Warschauer Pakt zumindest auf dem Papier noch und der Fall des eisernen Vorhangs lag gerade einmal wenige Monate zurück. Die besondere Rolle Ungarns betonte dann auch Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in ihrer Festrede: „Indem die Ungarn 1989 ihre Grenze geöffnet haben, haben sie den ersten Stein aus der Berliner Mauer gebrochen.“

Die Stadtoberhäupter aus Kalocsa und Kirchheim stoßen auf die langjährige Partnerschaft an.

Foto: Markus Brändli

Kalosca1Heute seien die Begegnungen zwischen Ungarn und Deutschen von Herzlichkeit und Freundschaft geprägt. Besonders groß ist allerdings das Interesse an wirtschaftlichen Kontakten. Vor allem seit dem Jahr 2004, seit Ungarn Mitglied der Europäischen Union ist, ist Deutschland deren mit Abstand wichtigster Außenhandelspartner.

Angelika Matt-Heidecker berichtete von einem geplanten Ausbildungsprogramm auf kommunaler Ebene, bei dem Jugendliche aus Kirchheims Partnerstädten die Möglichkeit erhalten sollen, in Kirchheim eine Ausbildung zu absolvieren. Ebenso wichtig sind die Schüleraustausche, die Grundlage sind für weitere bürgerschaftliche Begegnungen. „Eine solche Partnerschaft kann nicht bloß auf politischer und verwaltungstechnischer Ebene begründet werden“, ist sich die Oberbürgermeisterin sicher.

Es sei überdies sehr wichtig, sich die Geschichte bewusst zu machen. Zumal beide Seiten „rechte und linke Regime überwunden haben“. Das gelte auch im Hinblick darauf, dass im mittlerweile geeinten Europa nun seit 70 Jahren Frieden herrsche.

Der Bürgermeister von Kalocsa, Dr. József Bálint, unterstrich, wie sehr solche Partnerschaften zu Friede, Verständigung und einem harmonischen Miteinander beitragen. „Weniger mit Worten, als mit Taten schaffen wir wirkliche Brüderlichkeit“, sagte er.

Die Worte sind sicher oft auch eine maßgebliche Barriere im Austausch. Denn die Übersetzerin hatte gut damit zu tun, die Reden in die jeweiligen Landessprachen zu übersetzen. Aus den ungarischen Ös, Üs und Schs tauchten nur hin und wieder bekannte Worte wie Kirchheim und Toleranzia auf.

Keine Übersetzung dagegen brauchen Kunst und Kultur. Was die Kalocsaer Tanzgruppe „Piros Rózsa“ darbot, begeisterte über die Sprachgrenzen hinweg. Ausgelassen und heiter erzählten die bunt gekleideten Darsteller mit Tanz und Gesang vom Spott der Frauen über die Männer. Letztere trauern darum, dass der Wein zur Neige geht, bevor der neue geerntet ist. Witz, Gestik und Mimik sind eben international. Das Publikum lachte, klatschte und wippte im Takt. Laut eigenen Worten „der schwäbischen Gemütslage entsprechend“ präsentierte der Kirchheimer Trachtenverein danach einen vergleichsweise ruhigen Volkstanz in der schwäbischen Schäfertracht. Die Nationalhymnen beider Länder sowie die Europahymne intonierten der Gesangverein Eintracht und die Stadtkapelle Kirchheim.

Geschenke gab es auch: Die Kirchheimer bekamen ein Gemälde, auf dem die wichtigen Bauten beider Städte um einen Platz gruppiert sind, und eine alte Feuerwehruniform mit Schmuckhelm für das Feuerwehrmuseum. Die Ungarn haben nun eine Versteinerung aus Holzmaden im Gepäck.

Nachdem sich alle wichtigen Leute ins goldene Buch der Stadt eingetragen hatten, begann das Bürgerfest mit Saitenwürstchen, Kartoffelsalat und Langosch. Doch, trotz den Schlägen von „Trommelfell“ von der Raunerschule und den „Big Bandits“ von der Freihof-Realschule, wehte der Wind den Martinskirchplatz relativ schnell leer.

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