30Jahre Goiler

Wenn am letzten Sonntag im September das traditionelle Schnitzelfest des Kirchheimer Trachtenvereins auf der Festwiese und im Vereinsheim stattfindet, dann wird der Gruppenleiter der Goislschnalzer, Konrad Bachmeier, stolz auf seine ehrenamtliche Aufgabe sein. Denn vor Jahren, als aktiver Vorplattler, machte er sich Gedanken darüber, was sein wird, wenn beim Schuhplatteln Schluss ist?
Ohne Aufgabe konnte der rüstige Bayer nicht sein. Im Urlaub im Chiemgau hatte er schließlich eine Idee: Er gründete vor 30 Jahren eine GoislschnalzerGruppe. Denn was Konrad Bachmeier schon als Kind gerne getan hatte, war beim Gänsehüten und Heueinfahren im Bayerwald mit der Peitsche zu knallen.

Der gelernte Schreiner hobelte in seiner freien Zeit die ersten Stöcke aus Eschenholz und versuchte Goisln zu bauen. Die Stöcke waren steif, schwer und schnell kaputt. Also telefonierte er in seine Heimat und bald war eine gute Adresse für die richtigen Goisln gefunden. Es folgten viele Änderungen an der Peitsche: Manilarohr wurde ausprobiert, bis dann schließlich die Glasfaser den Männern viel Freude beim Peitschenknallen brachte.

Seine erste Besetzung in der Goisl­schnalzer-Gruppe fand er mit Jürgen Haug, Helmut Schuster, Ernst Russegger, Herbert Hummel und sich selbst. Der erste Auftritt vor 30 Jahren war bei den Hochzeitsfeierlichkeiten des jetzigen Vorsitzenden Ernst Hummel.

Die Goisl, je nach Gegend oder Dialekt Goaßl oder Peitsche genannt, ist ein Relikt vergangener Zeit, als der Warentransport noch mit Fuhrwerken abgewickelt wurde. Auf dem Heimweg von der Feldarbeit hat so mancher Bauernbursche die Goisl als Hupe benutzt oder ein lustiges Lied gepfiffen und dazu die Goisl im Takt geschnalzt. Ein rechter Fuhrmann hat seine Goisl niemals benutzt, um auf seine Zugpferde einzuschlagen. Sie diente allenfalls als Kommando, um die Zugkraft zu steigern. Auch bei kirchlichen Festen wird an manchen Orten kräftig mit der langen Peitsche geknallt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die jungen Burschen aus der Gefangenschaft heimkehrten, traf man sich abends, um mit der Peitsche um die Wette zu knallen. Es war ein Kräftemessen – nicht zuletzt, um der Liebsten zu imponieren.

konyDer Trachtenverein Kirchheim will mit dieser Tradition die Erinnerung an diese Zeit wachhalten. Im Jahr 2001 haben Bachmeier und seine Männer zum 20-jährigen Bestehen der Gruppe einen Namen gefunden: die Teckberg-Goislschnalzer. Seitdem hat die Gruppe bei vielen Auftritten den Trachtenverein repräsentiert.
Noch immer hofft der rüstige Bayer, Nachwuchs zu finden, um sein Erbe weiterzugeben. Doch im 21. Jahrhundert ist es schwer, das Inte­resse für das Goislschnalzen zu wecken.
Auch beim Schnitzelfest des Trachtenvereins werden die Schnalzer vertreten sein, um aus dem umfangreichen Repertoire einige Auszüge zu zeigen. Ein weiterer Höhepunkt ist die neu zusammengefügte Glockenspielgruppe. Mitglied Jürgen Haug, selbstständiger Musiklehrer, hat in den letzten Monaten viel Zeit investiert. Neben ihm mit seiner Ziehharmonika und einer jungen Gitarrenspielerin sind zwei junge Trachtler an den Glocken zu sehen und zu hören.ah

„Alles neu, macht der Mai“

In diesem Jahr passte das Motto für den Kirchheimer 1. Mai bestens. Denn: Der Maibaum wurde schon am Freitag aufgestellt.

Tanz um den MaibaumKirchheim. Da der Stamm nicht mehr den erforderlichen Ansprüchen entsprach, hatten Förster und Bauamt beschlossen, den Baum frisch zu schlagen. Und weil der frische Stamm schwerer und noch saftig war, konnte dieser nicht – wie es die Tradition vorsieht – durch Manneskraft der Mitglieder vom Trachtenverein errichtet werden, sondern musste per Kranwagen aufgestellt werden.Im letzten Jahr wurden vom Stamm Schilder abgerissen und gestohlen Doch Vereinsmitglieder und eine Künstlerin leisteten schnellen Ersatz:

In diesem Jahr ist alles neu am ersten Mai. Trotzdem gab es gestern einen farbenreichen, lauten und und liebevoll gestalteten Umzug durch die Straßen der Kirchheimer Innenstadt.

Vom Gaiserplatz ging es in die Fußgängerzone. Auf dem Marktplatz, unter dem bereits stehenden Maibaum, versammelten sich die Trachtenträger in der Original Schäfer Tracht und der Bayrischen Miesbacher Tracht. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim führte den Umzug musikalisch an. Die Jugendkapelle der Stadtkapelle Kirchheim unter Teck empfing die Umzugsteilnehmer auf dem Marktplatz, die Oldtimer-Traktoren der Schlepperfreunde Ötlingen-Lindorf knatterten als Schmankerl eifrig mit. Langsam verstummte das Motorengeräusch der Schlepper, da sich die Fahrer auf den Weg zum Gelände des Trachtenvereins machten.

Der langjährigen Tradition Rechnung tragend, folgte der Tanz um den Maibaum zu den Klängen der Mühlenpolka. Danach leerte sich der Marktplatz in Kirchheim wieder. Die Akteure und das Publikum machten sich auf den Weg Richtung Vereinsheim, unweit des alten Friedhofs. Dort feierte die Festgesellschaft ein Frühlingsfest mit Maultaschen, Schweinebraten und Kartoffelsalat, und wer wollte und sich traute, konnte zum Sound des Musikduos Daniela und Jürgen einen Tanz in den Mai wagen.

Ausflug Heidelberg 2016 018Der Neckar, der sich malerisch durch das grüne Tal windet, und die romantische Schlossruine, die über den Dächern der pittoresken Altstadt thront, haben jüngst auch die Mitglieder des Trachtenvereins Kirchheim nach Heidelberg gelockt. Diese Stadt ist mit dem Schloss fasst fünf Jahrhunderte lang Residenz der Kurfürsten von der Pfalz. Man erkennt schon bei der Ankunft die Universitätsstadt mit 28.000 Studenten. Sie ist die älteste Universitätsstadt Deutschlands, die Heidelberger Uni Ruperto Carola. 1386 gegründet zieht sie seit Jahrhunderten bedeutende Köpfe aus aller Welt nach Heidelberg. Die Geschichte der Stadt ist allgegenwärtig. Weithin bekannt ist auch der Heidelberger Philosophenweg.

Einst wandelten hier Gelehrte in steifen Gehröcken und lockerten ihre Gedanken beim Spaziergang. Am Sonnenhang des Heiligenberges führte er schon manchen zu neuen Einsichten, auf jeden Fall aber zu einmaligen Blicken auf die Stadt, den Fluss, die Alte Brücke, das Schloss und den fast 600 Meter hohen Königstuhl. Auf diesem sonnenverwöhnten Naturbalkon gedeiht eine Fülle exotischer Pflanzen.

Schon bei der Ankunft in Heidelberg konnte man die Hauptstraße als längste Fußgängerzone Europas erkennen. Durch die verwinkelten Gassen ging es zur Einstimmung in die Kulturbrauerei in der Altstadt, denn am Anfang stand schon immer der Durst. Heidelberg ist berühmt für seine Kneipen- und Gaststättenkultur. Urige Kneipen und studentische Trinkgewohnheiten, ein genussvoller Rundgang und anschließend mit der Bergbahn hinauf zum Schloss. Dort wurde bei einem Rundgang durch die Innenhöfe auch der Schlossgarten und die Scheffelterrasse und das berühmte Große Fass, das größte je gefüllte Weinfass der Welt, besucht. Im Apothekenmuseum gab es „Altes“ und „Bewährtes“ zu entdecken, genau wie auf der kurfürstlichen Ruine.

Nach Mittagessen und herrlichem Ausblick auf Heidelberg schlenderten die Mitglieder von der Ruine hinab zum Neckar um die Schönheiten Heidelbergs bei einer Schiffstour entlang des Ufers zu entdecken.

Ausflug Heidelberg 2016 055Kaffee und Apfelkuchen auf dem Solarschiff Neckarsonne, die Attraktion in Heidelberg, geräuschlos und abgasfrei, ein besonderes Wassererlebnis. Während der 37 m lange Edelstahl-Solarkatamaran sanft und leise dahinglitt, erlebten die Fahrgäste reizvolle Ausblicke auf die Stadt. Informationen rund um Heidelberg während der 50minütigen Fahrt waren lehrreich und spannend. Nach Beendigung der Schiffs-Tour ging es auf eigene Faust durch die Altstadt bis der Bus die Mitglieder zu ausgemachter Stunde wieder aufnahm und eine herrliche Rückreise durch das Neckartal in Richtung Heimat begann. Ein letzter Einkehrschwung bei Leonberg und ein schöner Tag ging mit Gesang im Bus dem Ende zu, wie immer begleitet von kernigen Sprüchen des Vorsitzenden Ernst Hummel, der es sich nicht nehmen ließ, wieder einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern und gab pikante Geschichten und allerlei alltägliche Aufregungen preis. A.H.

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