Von „Bavaria „ zum Trachtenverein Kirchheim-Teck

TV Kirchheim Gr100 Jahre im Dienste der Heimat- und Brauchtumspflege – 50 Jahre Kirchheimer Trachtengruppe

Der Trachtenverein e.V. Kirchheim Teck feiert das ganze Jahr 2012 Geburtstag. Die erste Hälfte des Jahres ist vorbei und mit ihr zahlreiche Auftritte und Feste.  Nach dem großen Maibaumfest wird Ende Juni auf dem Vereinsgelände ein Kinderfest stattfinden mit der gesamten Trachtenjugend Esslingen und am 4. Juli ist der Geburtstag der „Kirchheimer Schäfertracht“.  100 Jahre Gebirgstracht und 50 Jahre Kirchheimer Trachtengruppe geben Anlass, einen kleinen Rückblick in die Entwicklung und die Geschichte des Kirchheimer Trachtenvereins zu halten.

Arbeitslosigkeit und Not haben in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg, bayrische Landsleute gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und Arbeit in anderen Ländern Deutschlands zu suchen. So ist auch ein Teil dieser Menschen nach Kirchheim unter Teck gekommen, um in der Teck-Stadt am Fuße der schwäbischen Alb eine zweite Heimat zu suchen und die Grundlagen zum Leben zu fundamentieren. Der lose Zusammenhalt der bayrischen Landsleute war immer vorhanden und gegeben. Der Gedanke, heimatlichen Tanz und Gesang zu pflegen, aber auch die heimische Tracht zu erhalten und zu tragen, gaben den Anstoß zur Gründung eines Interessenvereins. So wurde im Jahr 1912 in Kirchheim-Teck der Bayernverein „Bavaria“ gegründet. Von der Gründung ab hat der Verein eine gute und stete Entwicklung, die dazu beiträgt, schon nach einem Jahr die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Kleine Veranstaltungen im Rahmen der Erhaltung des bayerischen Volks- und Brauchtums, wie Gesang, Zitherspiel und Schuhplatteln wurden durchgeführt und gaben zu dieser Zeit der Kirchheimer Bevölkerung die ersten Eindrücke in die Arbeit eines jungen Vereins.

Die Entwicklung wurde jedoch durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges  im Jahre 1914 unterbrochen, ja sogar gänzlich lahmgelegt. Nach dem Ende des Krieges im Jahre 1918 fanden sich die nach Hause gekehrten Mitglieder zur Vereinsarbeit wieder zusammen. Öffentliche Veranstaltungen wurden durchgeführt und das innere Gefüge des Vereins gefestigt. Schon im Jahr 1927 war es dem Verein möglich, ein großes Fest unter Beteiligung zahlreicher Gäste und Vereine durchzuführen. An diesem Fest wurde die erste Fahne des Vereins geweiht. Im Jahr 1937 konnte der Verein nunmehr sein 25-jähriges Stiftungsfest begehen. Zahlreiche Vereine und Festteilnehmer bewiesen dem Jubilar ihre Freundschaft und Verbundenheit. Die Pflege heimatlichen Brauchtums, landsmannschaftliche Verbundenheit und Zusammengehörigkeit kamen stark zum Ausdruck.

Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde das rege Vereinsleben unterbrochen. Nur wenige, in der Heimat verbliebene Mitglieder trafen sich in dieser Zeit zu kameradschaftlichen Zusammenkünften. Bedingt durch die Einflüsse des Krieges hörte das Vereinsleben gänzlich auf. Erst im Jahr 1947 wurde die Fortführung des Bayernvereins „Bavaria“ in der alten Weise, nach den alten Grundlagen und Aufgaben beschlossen.

Im Jahre 1952 wurde der Name des Vereins in „Bayern- und Trachtenverein“ geändert.

Das 50-jährige Vereinsjubiläum im Jahre 1962 wurde in Verbindung mit dem Gaufest des Südwestdeutschen Gauverbandes der Heimat- und Trachtenvereine durchgeführt. Das Fest des Jahres 1962 wurde als erstes „internationales“ Trachtenfest in Kirchheim bezeichnet. Viele Vereine des In- und Auslandes bewiesen mit Ihrer Teilnahme die enge Verbundenheit zu Kirchheim und gaben der Bevölkerung Einblick in Ihre Arbeit im Rahmen der Heimat-, Volks- und Brauchtumspflege.


Seit dieser Zeit ist der Kirchheimer Verein in einer steten Aufwärtsentwicklung. In der Erkenntnis der Bedeutung der kulturellen Aufgaben brauchtumspflegender Vereine wird im Jahr 1962 die bodenständige „Kirchheimer Schäfertracht“ nach Unterlagen im Landesmuseum Stuttgart in Verbindung mit Professor Dr. Walzer, Stuttgart entwickelt, vom Trachtenschneider Rudolf Zügel, Backnang, für Männertrachten, und von Emma Götz, Kirchheim unter Teck, für Frauentrachten, genau nach Vorlagen angefertigt und der Bevölkerung zum ersten Mal vorgestellt.

Die Kirchheimer Tracht

Volkstracht

Schon Anfang der 60er Jahre geisterte in den Köpfen jüngerer Vereinsmitglieder der Gedanke, die verlorengegangene alte Kirchheimer Tracht wieder ins Leben zu rufen. Die Idee scheiterte zunächst an konservativen Vereinsmitgliedern, die wohl aus Abstammungsgründen nicht einsehen konnten, dass ein Bayern- und Trachtenverein nicht nur die von Gründern eingebrachten Trachten und Bräuche zu pflegen habe, sondern auch Brauchtum und Tracht der Wahlheimat.

 Seit dieser Zeit gibt es im Kirchheimer „Bayern- und Trachtenverein“ neben der bayerischen „Miesbacher Tracht“ die „Kirchheimer Volkstracht“, die sich den alten schwäbischen Volkstänzen widmet.

Im Jahr 1964 findet abermals eine Änderung des Vereinsnamens statt. Die Entwicklung der bodenständigen Trachten in Baden-Württemberg trägt dazu bei, den Bayern und Trachtenverein Kirchheim in „Trachtenverein e.V. Kirchheim unter Teck“ umzubenennen und neue Impulse für den Werdegang des Vereins zu schaffen. Die aktive Plattlergruppe und die aktive Volkstanzgruppe sind nunmehr die tragenden Säulen des Vereins geworden und werden weit über die Grenzen des Kreises, des Landes und der Bundesrepublik und im befreundeten Ausland bekannt.

Ein neues Fest wird geplant, eine neue Fahne entworfen und angefertigt, die im Jahre 1967 anlässlich eines großen „Internationalen Trachtenfestes „ geweiht wurde. Über 70 Gruppen mit 9 ausländischen Gastgruppen gaben diesem Fest das Gepräge der Farbenpracht im Festzug.  Im Jahr 1971 wurde die „Volkstrachtengruppe“ in „Kirchheimer Trachtengruppe“ umbenannt. Die Umbenennung dieser Gruppe sollte die Verbundenheit zur Stadt Kirchheim und ihrer Bevölkerung zum Ausdruck bringen und Verpflichtung sein.

Die Gebirgstrachtengruppe 

Gebirgstracht

Das Miesbacher Land mit seinem herrlichen Zentrum, der Stadt Miesbach, ist die Wiege für die von vielen Menschen getragene Gebirgstracht. Heimat ist überall, dazu bedarf es keiner Berge. Das Ursprungsgebiet bezeichnet man auch als den alten Sundergau (Südgau) und hat in der alten Grafschaft Hohenwaldeck sowie dem alten Tegernsee markante und traditionelle Eckpunkte, wo diese Trachtenform ihren Ursprung und die weitere Entwicklung hatte. Das Erscheinungsbild der Tracht ist weltbekannt. In den Jahren 1840-1850 entwickelte sich die Tracht weiter und neue Elemente kamen hinzu. Besonders hervorzuheben ist dabei für die „neue“ Tracht die graue Männerjacke, welche man gemeinhin als „Joppe“ bezeichnet. Die Trachtenträger der Gebirgstrachtengruppe Kirchheim unter Teck pflegen und erhalten in diesem Sinne die Tracht und das damit verbundene Brauchtum mit vielen Aktivitäten.

Goislschnalzer

30Jahre Goiler

Vor 30 Jahren gegründet und immer noch mit viel Eifer dabei – Ehrenvorplattler Konrad Bachmeier und seine Goislschnalzer. Entstanden ist diese Form aus der täglichen Arbeit der früheren Fuhrleute, welche bei ihrer Arbeit mit den Peitschen knallten, um mit diesem schnalzen auf sich und ihre Arbeit aufmerksam zu machen und an gefährlichen Stellen zu warnen. Das wichtigste war dabei an den „Goisln“ der sogenannte „Knallerl“ , ein Stück Schnur. Damit können, je nach Länge und Ausführung , die verschiedensten Klänge erzeugt werden. Eine besondere Form war und bleibt das Goisln mit den über 3 Meter langen Lederpeitschen bei besonderen Anlässen. Sehr viel Kraft und Geschicklichkeit sind dabei von Nöten und es geht oftmals nicht ohne Blessuren ab.

Die  Zukunft – Glockenspielgruppe

Glocken Gruppe

Zeigt sich in der aktiven und erfolgreichen Jugendarbeit. Es wird nicht nur altes Brauchtum gepflegt und erhalten, es wird auch an die Jugend erfolgreich weitergegeben. So können die guten Werte der Vergangenheit auch in der heutigen „modernen“ Welt nicht verloren gehen.  Die Glockenspielgruppe wurde aus der Kinderschar heraus neu aufgestellt und ist dank ehrenamtlicher Leiter auf dem besten Wege. Wer einen Heimat- oder Festabend, oder andere trachtlerische Festlichkeiten besucht, gebraucht Auge und Ohr, um die Vielzahl des Gebotenen zu erfassen.  Heimattänze sind Frohsinn und glückliches, kraftvolles Leben, Figurentänze sind fester Bestandteil der Probenarbeiten und stellen eine wunderbare Ergänzung der Brauchtumspflege dar.

Aktivitäten im 2. Jubiläumshalbjahr 2012

7.7.12                          Fackelfest mit DJ Siggi ab 18.00 Uhr  im Zelt am Vereinsheim

22.7.12                       Schäferlauf in Wildberg/Gaufest in Gschwend

14.9.12                       Eröffnung Trachtenausstellung in der Kreissparkasse Kirchheim

15.9.12                       Wollmarktfest in Kirchheim auf dem Schlossplatz

30.9.12                       Schnitzelfest mit Live-Musik im Zelt am Vereinsheim

27.10.12                     100 Jahre Trachtenverein – Festabend in der Stadthalle

Maibaum 2012Seit 100 Jahren gibt es den Trachtenverein Kirchheim, wenn auch zunächst unter dem Namen „Bayernverein Bavaria“ und in einer Übergangsphase zwischen 1952 und 1964 als „Bayern- und Trachtenverein“. Seit 46 Jahren stellt der Trachtenverein den Maibaum auf.

Begonnen hat diese Tradition 1966 am Vereinsheim. Von 1969 bis 1978 stand der Baum auf dem Alleenschulplatz, wo sich heute die Tiefgarage Krautmarkt befindet, und seit 1979 hat der Maibaum einen Monat lang seinen festen Platz vor dem Kirchheimer Marktbrunnen.

Auf diese geschichtlichen Hintergründe verwies der Erste Vorsitzende des Trachtenvereins, Ernst Hummel, während seine Vereinskameraden in gewohnter Manier die 16 Zentner, die sich auf eine Länge von mehr als 31 Metern verteilen, sicher und zuverlässig in die Höhe wuchteten.

Musikalisch unterstützt wurden die Männer bei ihrer schweißtreibenden Arbeit von der Jugendkapelle der Stadtkapelle Kirchheim und vom Spielmannszug der Feuerwehr.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker gratulierte dem Trachtenverein zu seinem 100-jährigen Bestehen ebenso wie zur Kunstfertigkeit seiner Mitglieder, den Maibaum aufzurichten. Der Jugendkapelle wiederum gratulierte sie zum überzeugenden ersten Auftritt unter dem neuen Dirigenten Marc Lange.

Den Maibaum bezeichnete sie als ein Symbol dafür, dass das Leben wieder beginnt und dass der Sommer kommt. Zum Anbringen der Zunftschilder, das ebenso wie die Tänze des Trachtenvereins zum Baumaufstellen gehört, merkte die Oberbürgermeisterin an, dass es in Kirchheim gar keine Zünfte gegeben habe. Vielmehr seien die Handwerker, die die Stadt geprägt haben, in „Bruderschaften“ organisiert gewesen. Der Feierlaune tat diese historische Richtigstellung aber keinen Abbruch.

Der Maibaum ist ein Schmuckstück für Kirchheims Innenstadt,

und das seit fast 50 Jahren. So lange schon stellt Jahr für Jahr der Trachtenverein das Prachtexemplar stilecht mit Bändern, Zunftzeichen und Wappen auf, stets unter großem Hallo, mit Manneskraft und Pferdestärken. – Doch dieses Jahr ist ­manches anders.

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Irene Strifler

Kirchheim. Der Trachtenvereinsvorsitzende Ernst Hummel und die Seinen haben allen Grund, ernste Mienen zu machen. Die Welt scheint sich gegen sie verschworen zu haben, genauer: gegen den traditionellen Maibaum. Dessen Aufstellung alljährlich bedeutet für die Männer nicht nur einen Haufen Arbeit, sie bringt auch ein Riesenfest am 1. Mai in die Innenstadt und sorgt für lang anhaltenden Schmuck.

Zumindest bisher. Im vergangenen Jahr gab‘s richtig Zoff. Hummel und Co. trauten ihren Augen nicht, als sie wenige Tage nach der Aufstellung des Baums plötzlich ins Leere blickten. Das nahende Radrennen war‘s, das die städtischen Verantwortlichen die vorschnelle Beseitigung des Schmuckstücks anordnen ließ. – Entsetzt waren nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch die Stadtchefin, deren Blick aus dem Bürofenster normalerweise rund vier Wochen lang wohlwollend auf den geschmückten Baum fällt.

Viele Gespräche waren nötig, um die Wogen zu glätten. Schließlich war klar: Der Trachtenverein steht weiter zur Tradition. Das fiel ihm umso leichter, als mittlerweile das Aus für das Radrennen bekannt wurde.

Dessen Organisator hatte die Trachtler aufgebracht, als er öffentlich mit der Aussage zitiert wurde, „den Eiertanz um den Maibaum“ nicht mehr mitmachen zu wollen. Doch wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am Besten: Am „Eiertanz“ liegt‘s nicht, eher am Sponsorengeld, dass der Maibaum weiter besteht, wogegen das Radrennen Geschichte ist.

So weit, so gut. Kürzlich jedoch ist den Trachtenvereinsmitgliedern das Lachen dann doch gründlich vergangen. Alle zwei Jahre, so plötzlich die behördliche Anordnung, müsse der über 25 Meter hohe Stamm, der die die jeweils frische Baumkrone trägt, erneuert werden – aus Sicherheitsgründen. Schließlich soll er nicht kippen. „In Bayern stehen die Bäume locker fünf Jahre am Stück und das nicht nur jeweils vier Wochen“, empört sich Hummel über die vermeintliche Schikane. Doch eine gründliche Inspektion ließ die Kritiker verstummen: Zwar liegt das Prachtstück sicher verwahrt im Bauhof. Dennoch weist der alte Stamm mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern tiefe Risse auf. „So was ist in 50 Jahren noch nicht vorgekommen“, rauft man sich beim Trachtenverein die Haare.

Jetzt stand die Maibaumtradition in Kirchheims Stadtmitte ernsthaft auf der Kippe. Ein auf die Schnelle geschlagener Stamm ist nämlich nass und schwer. „Anmalen kann man ganz vergessen, ebenso das Aufstellen von Hand“, lautet die frustrierte Auskunft beim Verein. Doch alles Lamento hilft nichts. Spielverderber wollen die Trachtenvereinler ganz gewiss nicht sein. Deshalb haben sie sich zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. Ergebnis: „Es wird auch dieses Jahr wieder einen Maibaum geben.“ Selbiger ist mittlerweile längst geschlagen und geschält. Anfahrt per Pferdewagen und Aufstellen mit „Hauruck“ und Muskelkraft gehören diesmal aber nicht zum Programm: Das schwere Ungetüm wird schon am 29. April mit dem Kran in die Vertikale gebracht. „Ein Fest gibt‘s trotzdem“, tröstet Hummel Bürger und Maibaumfreunde.

Am Freitag, 1. Mai, steigt das Maibaumfest in Kirchheim mit den Gruppen des Trachtenvereins, der Stadtkapelle Kirchheim und dem Spielmannszug der Feuerwehr. Gegen 11 Uhr wird der Baum auf dem Marktplatz errichtet, anschließend wird getanzt. Eine Feier beim Vereinsheim des Trachtenvereins schließt sich an.

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