Eine Legende verlässt das Gelände
Hauptversammlung beim Trachtenverein Kirchheim-Teck
1.Vorstand Ernst Hummel scheidet aus.
Just vor einigen Tagen fand die Hauptversammlung der Trachtler statt. Das Vereinsheim beherbergt an diesem Abend 42 stimmberechtigte Mitglieder und einige Gäste und der erste Vorsitzende Ernst Hummel begrüßt die Anwesenden. Die Tagesordnung ging bereits Wochen vorher schriftlich zu, somit konnte nach Protokoll, Feststellung der Anwesenheit und Totenehrung die Versammlung beginnen.
Der 1. Vorstand Hummel beginnt mit der Berichterstattung, zählt Ausschusssitzungen und Versammlungen im vergangenen Jahr auf. Auch bei befreundeten Vereinen wurden durch den Südwestdeutschen Gauverband der Heimat- und Trachtenvereine zu Sitzungen geladen. Winterwanderung, Seniorennachmittage, Umzüge der Trachtenträger in Altenriet beim Brezelmarkt oder beim Schäferlauf in Bad Urach sind die Eckpunkte eines ausgelassenen Vereinslebens. Im Vereinsheim selbst fanden Volkstanzproben ebenso wie Gautanzproben statt, auch gesellige Stunden bei Märzen- und Gallusmarkt.
Arbeitseinsätze wie Putzdienste wurden lobend erwähnt und somit ist im Frühling der 1.Mai ein Eckpunkt der Vereinsgeschichte. Auf dem Vereinsgelände wird gefeiert mit Musik und Tanz und natürlich einem frisch geschlagenen Maibaum, der schon etliche Male direkt aus dem Wald der Schlepperfreunde Lindorf kommt und mit knatternden Oldtimertraktoren zum Vereinsgelände transportiert wird. Eine wunderbare Geste, so der 1.Vorstand, und eine große Freude, die Männer und Frauen zum Mittagessen einzuladen.
Wenn alle Trachtler am gleichen Strang ziehen, dann ist es auch nicht schwer, das Schnitzelfest am letzten Sonntag im September zu stemmen.
Im Jahr 2023 war Full House auf dem Vereinsgelände, Getränke und Essen wurden gerne angenommen und bei Kaiserwetter kam die Geselligkeit nicht zu kurz.
Die Berichte der Vorplattler und Vortänzer werden vorgetragen. Es hat sich auch in der Gebirgstrachten-Gruppe nicht viel verändert, Vorplattler Daniel Wagner spricht von personellem Notstand und Gruppenleiterin Corinna Ebner berichtet von mindestens 4-6 Trachtenpaaren, die immer wieder in der Kirchheimer Schäfertracht unterwegs sind und tanzen.
Es folgten Kassen- und Revisionsberichte und der Revisor Christine Bachmeier konnte ganz stolz von einer einwandfreien Kassenführung berichten, keine Ungereimtheiten in allen Kassen. Sie forderte die Entlastung der Kassiere und gleichzeitig die Entlastung der Vorstandschaft. Einstimmig.
Für weitere Jahre stellt sich Ernst Hummel als Vorstand nicht zur Verfügung.
Bereits im Vorfeld wurde ein neuer Vorstand ausgespäht und die Wahl fiel auf Jens Diesing, jahrzehntelange Erfahrung und aktiver Volkstrachtenträger und -tänzer. Schriftführerin Fabienne Schuster, Kassier Doris Schmid, Fähnrich Dirk Diesing, Heimverwalter im kaufmännischen Bereich Carola Zick wurden satzungsgemäß wiedergewählt und stehen dem neuen Vorstand unterstützend zur Seite. Bei der einen oder anderen kam auf die Frage, nimmst Du die Wahl an, ein ganz eindeutiges:selbstverständlich.
Damit zeigt sich ganz klar, der neue Vorstand Diesing muss sich um die Mitarbeit des Ausschusses keine Sorgen machen.
Nach einer kurzen Pause wurden verdiente Mitglieder geehrt: 40 Jahre Treue zum Verein bewiesen Carola Zick und Jens Diesing. Mit Urkunde, goldener Nadel und einem Geschenk wurden sie bedacht. Für 50 Jahre aktive Mitgliedschaft erhielten Horst Helfert, Klaus Schmid die Urkunden, Nadeln und Geschenke vom scheidenden Vorstand Ernst Hummel. Schwungvoll und amüsant war die Laudatio für die beiden, doch auch Ernst Hummel gehörte zu den Jubilaren mit 50 Jahren Mitgliedschaft. Die 2. Vorständin Heidi Szeili übernahm die Ehrung. Im Alter von 14 Jahren erhielt Ernst Hummel die Jugendtreuenadel für 10 Jahre aktive Mitarbeit. Zahlreiche Ehrungen im Verein und beim Gauverband für 25 und 40 Jahre zeigen sich als Nadeln an der Joppe des scheidenden Vorstands. Im Jahr 1962 feierte der Bayern- und Trachtenverein Kirchheim das 1. Internationale Trachtenfest und auch da war Ernst Hummel als kleiner Bub schon dabei. 1979 wurde dem Verein die Verleihung des Europapreises eine Würdigung auf höchster Ebene zugesprochen, als Vorplattler führte er damals den Verein zur Ehrung.
Es folgten viele weitere Trachten- und Gautrachtenfeste mit großen internationalen Beteiligungen bis hin zum 100-jährigen Vereinsjubiläum 2012 in der Stadthalle, die alle in den letzten 50 Jahren von Ernst Hummel mitbestimmt wurden. Es begann als Vorplatter in der Miesbacher Gebirgstracht im Jahr 1973 und führte über Beisitzer bis zum Vize- und Vereinsvorstand. Dieses Ehrenamt übernahm er im Jahr 2006 erneut bis zuletzt und führte den Verein durch viele Höhepunkte. Neben Besuchen im Ausland wie Dänemark, Holland, Schweden, Ungarn, Österreich, Belgien und Frankreich fanden auch die Gegenbesuche in Kirchheim statt. Wenn Franzosen, Holländer oder Ungarn in der Stadt waren, war er immer auch Vereins- und privater Gastgeber. Vereinsintern fackelte er nicht lange und zauberte oftmals neue Feste aus dem Ärmel, egal ob Lederhosenhock, Fackelfest oder Theaterspielen, natürlich die Hauptrolle, Ernst Hummel bewies sich in jeder Lage. Fehlte der Nikolaus bei der Kinderweihnachtsfeier, dann schlüpfte er ganz einfach in den roten Mantel – die Laudatio für ihn war voller Herzblut und die Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, war wohl verständlich aber, so Heidi Szeili, ein lachendes und ein weinendes Auge mussten getrocknet werden. Geschenke wurden überreicht und Urkunden – aber: eine Legende verlässt das Gelände.
Den letzten Punkt der Tagesordnung übernimmt Jens Diesing, neuer erster Vorstand beim Trachtenverein Kirchheim-Teck e.V., und macht sich an die Termine und Aufgabenstellung für das Jahr 2024. Anregungen und Anekdoten, Geschichten aus der Historie des Vereins wurden kurz angeschnitten und eine harmonische Hauptversammlung wurde nach 3 Stunden beendet, Treu dem guten, alten Brauch.